Hi! Ich bin Dirk, geboren und aufgewachsen in den Niederlanden. Seit über zehn Jahren bin ich – durch einen Zufall – in Deutschland hängen geblieben. Während eines großen Projekts landete ich im Hotel Krone in Nellingen. Dort lernte ich die Inhaberin und ihre Familie kennen, und wir befreundeten uns. Sie boten mir einen Job an und fragten mich, ob ich bleiben möchte. Intuitiv wusste ich, dass ich diese Chance ergreifen musste. Ich sagte zu, holte meine wenigen Besitztümer aus den Niederlanden in meine neue Wohnung – und bin geblieben. Ab diesem Moment arbeitete und lebte ich in einem Hotel/Restaurant. Über meine neuen Freunde – und nach einer kurzen Suche – lernte ich meine jetzige Frau kennen.
Ich war schon immer kreativ. Seit ich mich erinnern kann, zeichne und male ich. Meine Schulbücher waren voll mit Zeichnungen und kleinen Malereien. Meine Berufswahl ging aber in eine ganz andere Richtung. Die Angst, mit Kunst nicht genug verdienen zu können, zwang mich zur Vernunft. Ich wurde Luftfahrttechniker. Erst Jahre später – nachdem ich meinen Job gekündigt hatte und den Jakobsweg gelaufen war – fand ich den Mut, meine Entscheidungen neu zu treffen.
Auch wenn die Angst immer da war, beruflich Künstler zu sein – erschaffen musste ich. Es gab mir die Möglichkeit, zu mir selbst zurückzukehren. Raus aus einem frustrierenden Alltag, gefüllt mit Gefühlen von Einsamkeit und irgendeiner Verlorenheit. Die Kunst drückte auf die Bremse und ließ mich meine Emotionen durchfühlen. Ohne sie wäre ich ertrunken im unendlichen Fluss der Langeweile. Sie zog mich immer wieder ans Ufer zurück und ließ mich ausruhen. Nach meinem Studium der Kreativtherapie verstand ich die Wirkung des kreativen Arbeitens – auf unsere Gedanken, auf unsere Ängste, aber auch auf unsere Intuition und unser Vertrauen. Sie kann Leben retten.
Meine Erfahrungen, mein Studium und die Erkenntnisse aus Therapie-Sitzungen und Trainings haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Kunst bedeutet für mich mehr, als ein Produkt zu gestalten. Kunst hilft uns, wir selbst zu sein, das Leben zu erfahren und Emotionen zu fühlen. Sie ist der Dolmetscher zwischen unseren voreingenommenen Ideen und den wirklichen sinnlichen Wahrnehmungen. Sie lässt uns mit unseren Vorurteilen spielen, mit angelernten Theorien – und sie so lange biegen, bis sie brechen. In ihr erleben wir Grenzen – und das Grenzenlose. Wenn wir uns ihrem Prozess hingeben, lernen wir etwas über uns und über die Welt. Es ist die Kraft, die Kinder nutzen, wenn sie spielen: die Imagination, die Intuition und das Experiment. Und während wir in ihr etwas entwickeln, entwickeln wir uns mit.
Aus ideologischen Gründen haben wir im letzten Jahr die kleine Kunstwerkstatt am Safranberg gegründet. Wir glauben, dass die Welt Orte braucht, an denen man einander begegnet, an denen man wirklich vor Ort ist – wo wir uns wieder spüren können. Zu viel unseres Fokus liegt auf der Digitalisierung. Alles muss online sein. Aber wie können wir einander – und uns selbst – wirklich verstehen, wenn wir uns nicht mehr begegnen? Wenn wir nicht fühlen, riechen, schmecken? Nur was wir erfahren, ist wirklich gelebt. Und Erfahren geht nur über die Sinne. Also haben wir beschlossen, einen Ort zu schaffen, an dem wir uns wiedersehen können – einander in die Augen schauen, unsere Erfahrungen teilen.
All meine vielen Wege haben mich nach Ulm geführt. Sie haben mir meine Frau und meine Kinder gebracht. Sie haben mich erfahren lassen – und mich gelehrt, meiner Intuition zu vertrauen. Das Leben spielt sich im Jetzt ab. Wenn wir das Leben so angehen, als müssten wir ständig auf ein Endziel hinsteuern, leben wir nur auf den Tod zu. Aber so wie im Leben – auch in der Kunst – geht es um das Leben selbst. Um die Gestaltung. Um das Malen. Wir sollten uns weniger mit dem Ergebnis beschäftigen – und mehr mit der Freude, die im Gestalten liegt. Dort finden wir das Glück. Nicht im fertigen Bild. Das landet irgendwann sowieso auf einem Dachboden.
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