Letztes Jahr haben Maria und ich die kleine Kunstwerkstatt am Safranberg gegründet. Nachdem wir die Möglichkeit hatten, unsere Werkstatt umzuziehen, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir den neuen Ort nutzen möchten.
Wir teilen schon lange unser Wissen und unsere Liebe zur Kunst durch Projekte in Kitas, Schul-AGs und an der VHS. Aber was wäre, wenn wir unseren Raum auch für Bildung öffnen könnten? Ein kleiner, kompakter Raum für mehr direkten und persönlichen Kontakt. Für mehr Tiefe. Ein Ort, an dem wir Individuen oder kleine Gruppen begleiten können. Ein Ort, an dem wirkliche Verbindung stattfinden kann.
Am 12. Oktober haben wir einen Tag der offenen Tür organisiert. Hunderte Interessierte aus dem Viertel, der Stadt und der Umgebung haben unsere Werkstatt besucht. Innerhalb kurzer Zeit waren viele Kinderkurse, geleitet von Maria, ausgebucht. Jetzt sind die Erwachsenen dran.
Ich habe einen Kurs zusammengestellt für maximal vier Teilnehmer. Zusammen explorieren wir unseren Gestaltungsprozess und unsere Urteile dazu. Wir erfahren das Gestalten im Jetzt und lernen, das Resultat loszulassen. Wir kehren zurück zum intuitiven, kindlichen Malen.

In der Prozesskunst steht das Kreieren im Moment im Zentrum. Wie in der Achtsamkeitslehre liegt der Fokus auf dem Hier und Jetzt und dem achtsamen Umgang mit unserem Erleben. Das Malen selbst ist das Ziel, nicht das Gemälde. Die Freude am Gestalten – ohne uns abzulenken oder gar zu blockieren durch Erwartungen. Kein Schön oder Schlecht, kein Urteilen. Malen um des Malens willen.
Viele Menschen erfahren enormen Druck beim Gestalten. Sie werden von zu hohen Erwartungen, Kontrollzwang und Geltungsdrang gesteuert. Oft resultiert das in einer Angst vor der eigenen Kreativität oder Intuition. Es kann uns sogar komplett blockieren. Wie viele Menschen ich schon gehört habe, die sagen: „Ich bin nicht kreativ“ oder „Malen kann ich nicht“. Aber auch Menschen, die früher sehr kreativ waren und es “verloren” haben.
Kreativität kann man jedoch nicht verlieren oder nicht haben. Mensch zu sein bedeutet per Definition, kreativ zu sein. Sogar die Bibel spricht davon, dass Gott uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat – als schöpferische Wesen also. Vielmehr geht es darum, dass wir nicht – mehr – die Möglichkeit haben, loszulassen. Unserem Inneren zu vertrauen und unsere Zweifel loszulassen.
Das, was immer passiert, ist gut, wenn wir Vertrauen haben.
„Es ist wie es ist“, sagt die Liebe“. – Erich Fromm
Gruß, Dirk
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